Die Mischung macht‘s: optimiertes Fertigungsmanagement
10.000.000 kg Klebstoff, 1.130.000 kg Reiniger pro Jahr - Wie lassen sich solche Mengen ordnungsgemäß verarbeiten und abfüllen? Mit einem modernen Produktionsleitsystem, welches den gesamten Herstellungsprozess, aber auch die Abfüllung flexibel und transparent gestaltet, haben wir diese Herausforderung bei Weiss Chemie + Technik GmbH & Co. KG realisiert.
Mehr als 400 Varianten an Flächen- und Konstruktions-, Sekunden- sowie Spezial-Klebstoffen für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche umfasst das Sortiment der Weiss Chemie + Technik in den Produktionsbereichen Klebstoff- und Sandwichelementetechnologie. Hinzu kommt ein umfangreiches Sortiment an Spezial-Reinigern und individuell nach Kundenwunsch modifizierte Klebstoffsysteme.
Die Herstellung der Klebstoffe erfolgt in verschiedenen Dissolvern, die als Stand-Alone-Maschinen arbeiten und nur teilweise mit einer SPS-Steuerung ausgestattet sind. Die Dissolver verfügen über unterschiedliche technische Ausstattung in Bezug auf die Kapazität und die Anbindung an Tanklager, Feststoffsilos und Big-Bag-Anlagen. Die freigegebenen Produktionsaufträge werden an einem IT-Terminal ausgedruckt, Produkt- und Verbrauchsmeldungen erfolgen im Anschluss an den Fertigungsprozess automatisiert via BDE als Soll/Ist-Rückmeldungen. Alle im Herstellungsprozess relevanten Informationen werden im Fertigungsauftrag dokumentiert.
Aufgabe
Für die bestehende Herstellung im Werk in Haiger wurde ein Produktionsleitsystem benötigt, das den gesamten Herstellungsprozess, aber auch die Abfüllung flexibel und transparent gestaltet.
Anforderungen an das Produktionsleitsystem
„Durch die Einführung des Produktionsleitsystems konnten wir die Produktionsleistung bei gleichem Ressourceneinsatz um bis zu 30% steigern. Gleichzeitig haben wir den Anteil an Rückläufern erheblich gesenkt.“
Dr. Oliver Glosch (Leitung Entwicklung und Technik)
Für die Realisierung musste zuerst eine Ethernet-Infrastruktur in der Herstellung aufgebaut werden. Alle Dissolver wurden mit neuen Steuerungen vom Typ Simatic S7 ausgestattet, programmiert und über Ethernet vernetzt. Das neue S7-Programm wurde so vereinheitlicht, dass jeder Dissolver mit der gleichen Software ausgestattet werden kann, die individuellen technischen Ausstattungen aber trotzdem berücksichtigt werden. Eine individuelle Batch-Verarbeitung ermöglicht es, auf Basis von Rezepturen zu entscheiden, auf welchem Dissolver die Herstellung erfolgt. Die Rezepturen sind dazu in kleinstmögliche technologische Funktionen (z. B. Einschalten des Rührwerkes, automatische Dosierung oder Hinzugabe von Rohstoffen) aufgeteilt, die sowohl dem S7-Programm als auch dem ERP-System bekannt sind. Der gesamte Herstellprozess inklusive des Reports basiert auf dieser Datenbasis, anhand der das Labor nun den einzelnen Rezepturkomponenten entsprechende Prozessanweisungen und Steuerungsparameter für ein kontinuierliches und qualitatives Prozesshandling zuweisen kann.
Darüber hinaus wurde an allen Dissolvern eine grafische Bedienstation aufgebaut, die sowohl den Zustand der Dissolver, als auch die Anzeige der Rezeptur inkl. der Herstellhinweise beinhaltet. Dem Anlagenfahrer werden so die notwendigen Herstellinformationen in genau der Reihenfolge angezeigt, wie diese in der Herstellvorschrift bzw. dem Produktionsauftrag hinterlegt sind. Somit wird der Anlagenfahrer optimal mit den Informationen versorgt, die er benötigt. Und zwar exakt zu dem Zeitpunkt, zu dem er sie benötigt. An den Bedienstationen der Dissolver wurden RFID-Reader angebracht, über die sich die Anlagenfahrer anmelden müssen, bevor die Produktion erfolgen kann. Beim Reporting werden die zuständigen Anlagenfahrer hinterlegt.
Um sicherzustellen, dass die verwendeten Rohstoffe und Rohstoffchargen der Reservierung entsprechen, sind alle Dissolver mit Barcode- Lesegeräten ausgestattet. Jeder händisch zugegebene Rohstoff wird inkl. der Rohstoffcharge eindeutig über einen Barcode identifiziert.
Erst wenn der Rohstoff erfolgreich gescannt wurde, bekommt der Anlagenfahrer die Freigabe, diesen zu verarbeiten. Hierzu gehört auch, dass die vier Tanklager in das Produktionsleitsystem eingebunden sind. Die dort lagernden Rohstoffe (Flüssigkeiten und Stäube) werden vollautomatisch und chargentreu in der Herstellung eingesetzt.
In einem zweiten Schritt wurde ein zentrales Info-Display aufgestellt, das den Anlagenfahrer über den Zustand der laufenden Fertigungsaufträge informiert und ihn bei notwendigen händischen Produktionsschritten zum richtigen Dissolver leitet.
Im dritten Schritt wurde das Produktionsleitsystem auf die Verpackungsanlagen ausgerollt, um auch diese mit der gleichen Transparenz im Verpackungsprozess und dem Komfort aus der Herstellung auszustatten. Auch hier wird über das Scannen der Materialen sichergestellt, dass die richtigen Verpackungsmaterialien (Tuben, Deckel, …) verwendet werden. Auch für die Verpackungsanlagen wurde ein Info-Display aufgebaut, das abweichend von der Herstellung die KPI’s der Verpackungsanlagen darstellt.
In einem aktuell letzten Schritt wurde das Produktionsleitsystem auf die Verpackungsanlagen im EX-Bereich ausgerollt. Hierzu wurden die Verpackungsanlagen mit EX-Bedienstationen, EX-RFID-Readern und EX-Barcodelesern ausgestattet, wobei Darstellung und Benutzerführung exakt der gesamten Produktions- und Verpackungsanlage entsprechen.
Sämtliche Herstell- und Verpackungsanlagen sind an das Reportsystem PM-Quality angebunden, das nach jedem Fertigungs- bzw. Verpackungsauftrag automatisch einen Report erstellt, diesen mit einem maschinenlesbaren Barcode versieht und so verschlagwortet im Dokumentenmanagementsystem der Weiss Chemie + Technik ablegt.
vollständige Integration in das ERP-System
Anzeige von OEM-Daten und Benutzerführung über drei Großbildschirme
RFID-Benutzeranmeldung
Systemplattform: VMware
ca. 8.000 externe Variablen
Simatic WinCC als Leitsystem
18 S7-300 und S7-1500 Steuerungen
21 WinCC Visualisierung Clients
Client Hardware: Simatic ITC 1500 / ITC1900 / Großbildmonitore / Thin Clients
1 WinCC SCADA Server
1 MS SQL-Server
PM-Quality
Integration der Prozessprotokollierung in das Dokumentenmanagementsystem
Highlights der Applikation
Vollständige Integration in das ERP-System des Kunden
Übernahme Fertigungsauftrags- und Chargendaten
Batchverarbeitung und Schritte über das ERP gesteuert
Rückmeldung und Buchung aller Verbrauchsdaten
Prüfung aller Rohstoffe über Chargen-Identifikation (Barcode)
Anzeige von OEM-Daten und Benutzerführung über 3 Großbildschirme
In der Herstellung (Benutzerführung)
In der Abfüllung (OEM-Daten)
Beim Produktionsleiter (OEM-Daten)
RFID Benutzer-Anmeldung
Zentrale Benutzerverwaltung
Alle Benutzer melden sich mit ihrem RFID Tag an den Bedienstationen an.